Interview mit dem Mode-, Lifestyle- und Hochzeitsfotografen Jeroen Noordzij

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Der niederländische Mode-, Lifestyle- und Hochzeitsfotograf Jeroen Noordzij liebt es, seine Motive filmisch und detailgenau im Bild festzuhalten, wobei das Spiel mit dem Licht eine nicht unwesentliche Rolle einnimmt. Vom Mode-Shooting bis zu einer Hochzeit im Ausland – alles wird bis ins kleinste Detail sorgfältig durchgeplant und organisiert. Das Fashion-Element spielt bei ihm tatsächlich eine wichtige Rolle – auch bei Hochzeiten. „In Hochzeiten wird so viel Zeit, Energie und Geld investiert. Für mich ist es dann immer etwas ganz Besonderes, wenn ich als Fotograf beauftragt werde, diese im Bild festzuhalten." Jeroen hat in den letzten Jahren bereits Dutzende von Hochzeiten fotografiert und auch bereits für Auftraggeber wie The Rake, Michael & Giso, Anais Anette gearbeitet. Die Arbeiten von Jeroen wurden unter anderem in den Magazinen Vogue Living, ELLE und Brides veröffentlicht. Er hofft, diese Liste künftig noch um Ralph Lauren zu erweitern.

Jeroen lässt uns gerne hinter die Kulissen seiner Arbeit als Mode- und Hochzeitsfotograf blicken. Jeroen hat natürlich auch eine Anzahl praktischer Tipps parat.

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“Ich möchte, dass sich ein Paar beim Betrachten seiner Hochzeitsfotos mit schönen Gedanken daran erinnert: Dies war unser Tag, unser Fest und unser ganz besonderer Moment als Hauptpersonen eines Films. Dem Fotografen ist es wirklich gelungen, dies stylish und modisch im Bild festzuhalten.”

Der Weg zum Vollzeit-Fotografen

Obwohl Jeroen bereits seit Jahren erfolgreich als Model in der Modebranche tätig ist, so geschah es doch eher zufällig, dass er seinen Weg zur Fotografie fand. Als er im Jahr 2018 mit einem befreundeten Fotografenpaar auf Island weilte, wurde Jeroen eine Kamera in die Hand gedrückt. “Sie gaben mir den nötigen Ansporn, den ich für meinen Einstieg brauchte.” Er sprang ins kalte Wasser und fing an, so viel wie möglich zu fotografieren. „Ursprünglich wollte ich vor allem als Mode-Fotograf arbeiten, aber der Einstieg in dieses Metier ist nicht so leicht.” Seine Frau führt ein eigenes Brautmodengeschäft und fragte ihn: „Wie wäre es, wenn du an den Wochenenden Hochzeiten fotografierst?” „Dies ermöglichte es mir, viel zu üben und auch zu lernen, unter hohem Druck zu fotografieren.” Jeroen begab sich Anfang 2019 zusammen mit seiner Frau zur „New York Bridal Fashion Week”. „Ich war bei Designerin Laure de Sagazan, um ihre Show und Präsentationen zu fotografieren. Dieser Auftrag, ergänzt mit einem Editorial in den Straßen von New York, markierte den Auftakt zu weiteren internationalen Jobs. Ende 2019 ging ich aufs Ganze und wurde Vollzeitfotograf.”

Während der Präsentationen in New York erstellte Jeroen Aufnahmen von den dort tätigen Models. „Eines dieser Models war von meinen Aufnahmen derart beeindruckt, dass sie mich fragte, ob ich ihre Hochzeit in Kambodscha fotografieren würde.” Dies geschah im November 2019 und Jeroen ergriff diese Gelegenheit mit beiden Händen.

Zeitlos, stilvoll und gentlemen-chic

In den vergangenen Jahren entwickelte Jeroen seinen eigenen, charakteristischen Stil. Er würde diesen als zeitlos, stilvoll und klassisch beschreiben. „Nein, klassisch trifft es nicht.” Er denkt einen Moment nach. „Ich würde sagen, „gentlemen-chic”, mit vielen warmen Farben, Opulenz und Ästhetik.” Er erläutert, dass das Fashion-Element in seinen Fotos stets eine bedeutsame Rolle spielt. „Man könnte meinen Stil also durchaus als Editorial bezeichnen.” Auch bei Hochzeiten. „Viele Leute sind der Ansicht, dass man Hochzeiten möglichst realitätsgetreu im Bild festhalten müsse, aber zu mir kommen Brautpaare, die einen bestimmten Stil vor Augen haben.” Jeroen setzt auf eine Mischung aus Mode- und Hochzeitsfotografie. „Hochzeiten fotografiere ich also im gleichen Stil wie Mode-Shootings. Ich versuche, in meiner Nische spezifisch zu sein, und ich nehme nur bestimmte Aufträge an.”

Jeroen erläutert, dass er hauptsächlich Hochzeiten fotografiert, die im Ausland stattfinden. „Bei diesen ist die Atmosphäre doch gänzlich anders als bei einer kleinen Hochzeit in den Niederlanden.” Er berichtet, dass auf jedes kleine Detail geachtet wird. „Von der Tischgestaltung bis zur Kleiderordnung: Jedes Element erfordert viel Aufmerksamkeit. Man trifft auf ein Potpourri an Kreativität, das von Stelzentänzern bis zu Feuerwerk-Shows, meterlangen Tischen mit prachtvollen Blumengebinden bis zu Oldtimer-Paraden alles Mögliche umfasst.” Das ist genau das Richtige für ihn. „In diese Art von Hochzeit wird so viel Zeit, Energie und Geld investiert. Das finde ich extrem cool. Für mich ist die Beauftragung als Fotograf dann natürlich etwas ganz Besonderes.” Jeroen fotografiert weitaus mehr als das, was für das Auge des Betrachters als das bloße Geschehen wahrnehmbar ist. „Ich fotografiere beispielsweise auch die aufwändigen Tischdekorationen, die Outfits und sonstige modische Details, die den Rahmen dieses besonderen Tages prägen. Ich lenke, wo dies möglich ist, und lasse los, wo dies erforderlich ist. Man könnte zunächst den Eindruck gewinnen, dass es sich nur um eine Tischdekoration handelt, aber letztendlich hat diese für das Brautpaar eine besondere Bedeutung. Sie haben viel Zeit und Energie dafür verwendet, um diese perfekt auszugestalten.” Jeroen kommt die Aufgabe zu, diese so perfekt wie möglich im Bild festzuhalten. „Ich möchte, dass sich ein Paar beim Anschauen seiner Hochzeitsbilder daran erinnert: „Das war unser Tag, unser Fest und unser Moment als Hauptdarsteller eines ganz besonderen Films. Dem Fotografen ist es wirklich gelungen, dies stylish und modisch im Bild festzuhalten.”


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Ein zusätzliches Paar Augen

Wenn Jeroen für eine Hochzeit gebucht wird, nimmt er bisweilen die Hilfe eines zweiten Fotografen in Anspruch. „Manchmal ist eine Hochzeitsfeier so enorm groß, dass es wichtig ist, Unterstützung in Form einer zweiten Blickperspektive zu erhalten.” Er verrät uns, dass er zu diesem Zweck mit zwei Fotografen zusammenarbeitet. „Ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann und sie sind nur zu einem einzigen Zweck vor Ort: Sie leisten mir Unterstützung in Form einer zweiten Blickperspektive. Sie fotografieren dann faktisch als mein verlängerter Arm.” Jeroen erläutert, dass diese Fotografen seinen Stil kennen und genau wissen, was er schön findet und was ihn interessiert. „Dies sind nicht nur lächelnde Menschen, sondern auch die Details einer Tasche oder die Schuhe der Anwesenden.” Bisweilen erhält Jeroen Anfragen von Fotografen, die ihn unentgeltlich als Assistenten begleiten möchten. „Sie möchten mitkommen, um Erfahrungen zu sammeln, aber auf diese Weise sind sie dann nicht zu 100 Prozent für mich da. Also drehe ich es lieber um: Ich bezahle den Fotografen für alles, aber er macht dann auch die Arbeit, die ich von ihm erwarte. Das fühlt sich für mich besser an.” Nach einem Shooting-Tag geben die anderen Fotografen ihre Speicherkarten Jeroen, damit er die Fotos nachbearbeiten kann.

Wie lange er für die Nachbearbeitung braucht, ist von Aufnahme zu Aufnahme unterschiedlich. „Bei einer Hochzeit erstellst du weitaus mehr Fotos als bei einem Covershooting. Bei einer Hochzeit wendet man daher pro Foto auch weniger Zeit für die Nachbearbeitung auf.” Wenn Jeroen das Foto für ein Cover bearbeitet, nimmt diese Tätigkeit nicht selten mehrere Stunden in Anspruch. „Sämtliche kleinen Flecke und Härchen werden entfernt und das gesamte Foto wird bearbeitet, bis es schließlich perfekt ist.” Jeroen schätzt es sehr, dass er das gesamte Verfahren, von der Erstellung der Aufnahme bis zu deren Nachbearbeitung, zum großen Teil in eigener Regie durchführen kann. „Meine Aufnahmen und auch deren Nachbearbeitung spiegeln mein ganzes Wesen als Person wider. Das sind mein Sound, meine Farbe und mein Stil. Es fällt mir nicht leicht, dies aus den Händen zu geben. Daher ist es für mich auch wichtig, einen zweiten Fotografen zur Seite zu haben, der so arbeitet, wie ich es von ihm erwarte.”

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Jeroens liebstes Porträt

Jeroen hatte in den letzten Jahren Gelegenheit, zahlreiche Kampagnen und Hochzeiten zu fotografieren, aber ein Porträt sticht für ihn besonders hervor. „Dieses Porträt habe ich nach einem Fotoshooting aufgenommen”, erläutert Jeroen. „Das Shooting fand an einem Strand statt und wir hatten die Kollektion bereits abgeschlossen. Der Wind begann, stärker zu werden und der Sand wehte einem direkt ins Gesicht. Das waren wirklich nicht die besten Bedingungen”, erinnert sich Jeroen. Die Aufnahmen für die Bekleidungskollektion waren bereits abgeschlossen und das Model hatte eine dicke Winterjacke angezogen. „Dann habe ich eine Porträtaufnahme gemacht. Das war ein wirklich authentischer Augenblick und daher halte ich es für eines meiner schönsten Porträts.” Jeroen blickt auch mit Stolz auf die Kampagne zurück, die er im letzten Jahr für eine Anzugmarke in Südfrankreich fotografierte. „Es sind sehr stilvolle Bilder von zwei männlichen Models entstanden. Diese spiegeln genau das Gefühl wider, das wir vermitteln wollten.”

Jeroen plant für die kommenden Jahre noch weitere Shootings nach dem Muster der Aufnahmen, die er für die Anzugmarke in Südfrankreich erstellt hat. „Ich möchte noch zahlreiche weitere Shootings im Stil dieser Kampagnen realisieren. Ich finde das unglaublich cool.” Jeroen erläutert, dass sein Ehrgeiz darin besteht, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, weiter zu lernen und größere Shootings für noch bekanntere Marken umzusetzen. „Ich würde auch gerne noch einen Auftrag für Ralph Lauren übernehmen. Ich finde die Art, wie sie ihre Marke etablieren, unglaublich cool. Auch die Art von Shootings, die sie realisieren, passt zu mir. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass eines der Models aus dem Shooting für die Anzugmarke nur ein halbes Jahr später von Ralph Lauren gebucht wurde. Dieser Name steht also auf meiner Wunschliste und ich bin mir sicher, dass ich einmal die Gelegenheit haben werde, für sie eine Kampagne zu shooten.”

Tipps

Haben dich die Ausführungen von Jeroen inspiriert und möchtest du selbst in die Mode- und Hochzeitsfotografie einsteigen? Dann lies zunächst diese Tipps.


 1. Sammle so viele Erfahrungen wie möglich. „Es ist sehr wichtig, den ersten Schritt zu wagen und einfach so viel wie möglich zu fotografieren. Auf diese Weise kannst du auch herausfinden, was zu dir passt. Mache dich auf, veranstalte Fotoshootings und verbringe viel Zeit mit dem Fotografieren.”

 2. Entdecke deinen eigenen, charakteristischen Stil. „Du musst dir darüber im Klaren sein, was du mit deinen Aufnahmen zeigen willst. Was mir daran sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass dir dies die Möglichkeit bietet, dich selbst zu entdecken. Dabei ist es auch sehr wichtig, herauszufinden, welche Arbeit und welcher Stil zu dir als Person passt.”

 3. Fordere dich selbst heraus. „Für dich als Fotograf ist es auch wichtig, dass du dich bei deiner Arbeit fortwährend selbst herausforderst, sodass du nicht in Routine verfällst und bei deiner Arbeit zu sehr im Autopilot-Modus stecken bleibst. Was du tust, kann natürlich sehr gelungen und ansprechend sein, aber möchtest du wirklich immer dasselbe gestalten oder auch einmal etwas anderes probieren? Fordere dich bei deiner Arbeit auch einmal selbst heraus und versuche dich an einer anderen Ausrüstung oder neuen Einstellungen. Letztendlich merkst du ziemlich schnell, dass du bei deiner Arbeit bestimmte Vorlieben entwickelst, aber dies bedeutet doch nicht, dass du dich nicht auch neuen Herausforderungen stellen kannst, um dich noch weiter zu verbessern. Daher solltest du dich stets mit etwas Neuem inspirieren und auch herausfordern.”

 4. Übernehme freie Arbeiten. „Wenn du Fotoshootings ohne den Druck von Kunden oder Auftraggebern umsetzt, gelingen dir Arbeiten, hinter denen du selbst voll und ganz stehst. Sie bieten dir lehrreiche Erfahrungen, die dir dabei helfen, Aufnahmen gänzlich selbst zu gestalten. Es ist nicht immer möglich, seinen eigenen Stil durchzusetzen, aber freie Arbeiten bieten dir hierfür ausreichend Gelegenheit. Auf diese Weise erstellst du dir ein eigenes Portfolio, das deinen persönlichen Stil widerspiegelt, sodass du für deine charakteristische Arbeit gebucht wirst und nicht etwa deshalb, weil du zufällig ein netter Mensch bist, der eine Kamera festhalten kann.”


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Die Arbeit von Jeroen

Website: jeroennoordzij.com/

Instagram: @jeroennoordzijphotography

Ausrüstung

Für seine Fotos verwendet Jeroen die folgende Ausrüstung. Die Nikon D780 mit verschiedenen Objektiven, darunter die Objektive mit 35 mm, 50 mm, 85 mm und 70–200 mm. Zudem verwendet er bisweilen auch ein Kameragurtzeug und hat stets mehr als genug SD-Speicherkarten und Batterien dabei.

Nikon d780

Nikon D780 Body

35mm

Nikon AF-S 35mm F/1.8G ED FX

Nikon 85mm

Nikkor AF-S 85mm F1.8 G

SD-kaart

Speicherkarten

Jeroens Fotos

Neugierig auf weitere Arbeiten von Jeroen? Sieh dir im Folgenden eine Auswahl aus seinem Portfolio an.

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