Interview mit dem Porträtfotografen Ahmet Polat

Wer ist Ahmet Polat? | Interview | Equipment 


Wer ist Ahmet Polat?

Ahmet Polat ist ein Canon Fotograf mit einem sehr breiten Interesse. Er macht sowohl Studiofotografie als auch Straßenfotografie und journalistische Fotografie für Kunden wie die New York Times und Vogue. Polat ist Dozent für Crossmedia Design bei ArtEZ. Zu Beginn dieses Jahrhunderts verließ Polat die Niederlande, um zehn Jahre in Istanbul zu bleiben. Er kehrte 2015 zurück und wurde im selben Jahr Fotograf der Nation.

Polat versteht sich als Bildautor. Er möchte Geschichten mit der Welt teilen. Polat erweitert derzeit sein eigenes Studio und arbeitet an neuen Studiobildern. In diesem Artikel kannst du einige dieser bisher unveröffentlichten Fotos nun schon bewundern.

"Neben Technik und digitalen Kenntnissen braucht man soziale Kompetenzen und Soft Skills, um weiter zu kommen."


Welche Fähigkeiten benötigst man, um für große Magazine wie Vogue zu arbeiten?

"Die Fähigkeiten, die du entwickeln musst, um mit deiner Karriere voranzukommen, sind von Person zu Person verschieden. Ich glaube, dass du neben Technik und digitalen Kenntnissen vor allem soziale Kompetenzen und Soft Skills brauchst. Natürlich ist es schön, wenn man weiß, wie seine Kamera funktioniert, und wenn man verstanden hat, wie man das Objektiv einsetzen muss, aber das wirklich Entscheidende ist doch die persönliche Art der Kommunikation.

Fotografen verstecken sich oft hinter ihrem Beruf. Im Beisein ihrer Kunden zeigen sie ein schwieriges Verhalten und sind ungeduldig. Das spiegelt sich auch in der Arbeit. Es herrscht die Meinung, dass man 80 % seiner Zeit darauf verwenden muss, seine Idee zu vermitteln. Man möchte Menschen in seine Geschichte einbeziehen. Du hast nur dann einen guten Ausgangspunkt, wenn die Leute verstehen, was du sagen möchtest. Dann kannst du mit der Ausarbeitung beginnen."

"Es ist sehr wichtig, über das Bild zu sprechen"

Wie kommuniziert man eine Idee richtig?

"Darüber muss ich nicht mehr nachdenken. Aber das hat eine Weile gedauert. Anfangs hatte ich große Probleme, meine Ideen zu erklären. Ich habe angefangen, daran zu arbeiten. Ich hielt Präsentationen für Kunden und verwendete dabei viele Bilder. Ich sprach gern mit meinen Bildern als Leitfaden. Das kann ich auch anderen Fotografen empfehlen. Du bist stark darin, über Bilder zu kommunizieren? Dann nutze dies auch. Du darfst es dir ruhig leicht machen."


Ich gab eine Weile Workshops an Schulen und musste zusehen, wie ich unmotivierte Schüler mitnehmen konnte. Wenn einem das gelingt, kann man es danach mit der ganzen Welt aufnehmen. Ich halte jetzt mit Leichtigkeit Präsentationen vor einem ganzen Saal voller Zuhörer. Einhundert, zweihundert? Es macht mir wirklich nichts mehr aus. Ich mach das einfach. Üben hilft also wirklich. Es ist sehr wichtig, über das Bild zu sprechen."

Warum ist es wichtig, über das Bild zu sprechen?

"Sobald du anfängst, darüber zu sprechen, merkst du schnell, dass die Leute viel weniger vom Bild und von deiner Bildwelt verstehen, als du vielleicht denken. Es ist interessant, über verschiedene Perspektiven, Interpretationen und Fragen zu sprechen. Als Fotograf der Nation habe ich mich dafür ausgesprochen, der Bildsprache in der Gesellschaft mehr Beachtung zu schenken. Die Niederlande sind ein calvinistisches Land, in dem die Sprache immer über dem Bild gestanden hat, aber in diesen modernen Zeiten ist eine Veränderung in diesem Bereich meines Erachtens wünschenswert.

Die Leute kommunizieren über Instagram und senden sich den ganzen Tag über Emoticons. Bildsprache ist präsenter denn je. Es sollte ein Fach in der (Grund-) Schule sein. Nennen Sie es Bild- oder Medienkompetenz und behandeln Sie in diesen Unterrichtsstunden Geschichte, kulturelle Referenzen und Symbole. Es ist wichtig, dass Sie den Kontext erkennen, wie eine Nachricht entsteht und wie Sie sich vom Rauschen befreien können. Sie müssen Bilder erklären, aber auch lesen können. Denn man muss als Fotograf nicht nur eine gute Verkaufspräsentation halten, sondern auch zuhören können."

 

Du sagst, dass du als Fotograf gut zuhören können musst. Warum genau?

"Ich möchte Menschen in ihrer Stärke zeigen. Dann ist es wichtig, dass du weißt, wer vor dir steht. Ich möchte wissen, wie jemand ist. Wie die meisten Menschen habe auch ich viel zu tun, aber wenn ich mich mit jemandem zusammen hinsetze, bin ich auch wirklich da. Dann nehme ich mir Zeit für einen. Ich bin bewusst präsent, höre aufmerksam zu, stelle Fragen und bin neugierig auf die andere Person.

Ich freue mich sehr, wenn es mir dann gelingt, jemanden so zu zeigen, wie er oder sie auch ist. Das sind die schönsten Momente: die Momente, in denen sich alles zusammenfügt. Ich mag meine Arbeit sehr. Dank meiner Fotos lebe ich ständig im Jetzt. Es ist wunderbar, mit anderen, faszinierenden Menschen schöne Dinge kreieren und teilen zu dürfen."

"Ich schaue durch den ganzen Unsinn und all die Äußerlichkeiten hindurch. Auf der Suche nach dem Kern. Ich möchte diesen Kern greifen und ihn zeigen!"


Wie (bewusst) hast du deinen eigenen Stil aufgebaut?

Wenn du fragst: "Was ist dein Stil oder deine Handschrift?", lautet die beste Antwort: "eine, mit der ich mich ständig selbst herausfordere." Innerhalb eines Zeitraums, zum Beispiel eines Jahres, konzentriere ich mich voll und ganz auf einen bestimmten Fotostil. Das eine Mal ist das Straßenfotografie, ein anderes Mal Mode, Film und jetzt ist es Studio. Ich finde es interessant, nach etwas zu forschen, worauf ich (noch) keine Antwort habe.


Ich habe ein Studio in Amsterdam Nord. Es war nie ein klassisches Studio. Ich möchte es jetzt erweitern und ausbauen. Meine aktuelle Herausforderung ist es daher, an meinem Studio zu arbeiten und meine Bilder in diesem Studio zu vertiefen und zu verbessern. Derzeit beschäftige ich mich viel mit Dauerlicht und probiere neue Objektive aus."


Auf welche Themen konzentrieren Sie sich im Rahmen dieser Signatur?

"Von Beginn meiner Fotografie an habe ich mich auf Menschen in Bezug auf sich selbst und die Umwelt konzentriert. Das mache ich jetzt noch. In Städten schaue ich mir an, wie Menschen mit dem öffentlichen Raum umgehen. Auf dem Land schaue ich auf die Landwirtschaft. Ich halte Ausschau nach dem Klimawandel und nach den Auswirkungen des Menschen auf die Welt. Im Studio schaue ich zu, wie sich jemand bewegt und Kontakt aufnimmt. Ich achte auf Identität, Gender und solche Dinge.

Du wirst sehen: Je länger du arbeitest, desto erkennbarer wird deine Arbeit. In den verschiedenen Arten von Bildern dringt immer etwas von deinen Interessen durch. Kurz gesagt, schaue ich immer und überall durch den ganzen Unsinn und all die Äußerlichkeiten hindurch. Auf der Suche nach dem Kern. Ich möchte diesen Kern greifen und ihn zeigen!"


Wie machst du das: Deine Signatur zu entwickeln?

"Es ist wichtig, dass du Themen findest, in denen du eine Herausforderung siehst. Beziehe diese Themen in alles ein, was du tust."

"Seie konsequent. Du musst hinter den Geschichten stehen, die du als Bildautor erzählst."

Welches Equipment empfiehlst du?

  • "Schaue, welches Equipment zu dir passt. Anfangs habe ich viele Schwarzweißbilder gemacht, mit Tri-x 400 ASA-Film, und dabei alles selbst entwickelt. Für Ausstellungen habe ich meine eigenen Bilder auf Barytpapier gedruckt. Danach habe ich mit meinen selbstgebauten Kameras in mittlerem Format gearbeitet. Jetzt fotografiere ich wieder mit kompakteren Kameras wie der Canon EOS R"
  • "Sorge dafür, dass du hinsichtlich der Technik alles weißt, damit du während des Shootings nicht mehr darüber nachdenken musst, wie du dein Equipment bedienst."
  • "Mache dir auch klar, dass die Beherrschung der Technik nicht alles ist. Das ist der Geschmack. Ich frage meine Schüler immer, was sie mögen. Magst du Schwarzweiß, ein Weitwinkelobjektiv oder viel Nachbearbeitung? Dann mach das. Geschmack ist und bleibt subjektiv."

Hast du Tipps zur Nachbearbeitung?

  • "Überlege, was du im Bereich der Nachbearbeitung tun möchtest. Mein Geschmack hat sich total verändert. Früher habe ich die Haut retuschiert, jetzt nicht mehr. Ich spiele so mit Licht oder Make-up, dass ich das Bild, das ich machen möchte, bereits vorher schon vor mir sehen kann."
  • "Beachte auch, dass die Nachbearbeitung oft genauso viel Zeit in Anspruch nimmt wie die Vorbereitung. Wenn du also viel nachbearbeitest, musst du diese Zeit in deine Planung einbeziehen. Ansonsten leistest du unbezahlte Arbeit."

Angenommen, du hast 0 Erfahrung. Wo fängst du an?

  • "Lerne dich selbst gut kennen. Nur dann kannst du dein Bestes zeigen. Du solltest wissen, was dir wichtig ist, welche Interessen und welche Identität du hast."
  • "Seie konsequent. Du musst hinter den Geschichten stehen, die du als Bildautor erzählst. Denke an die "fünfzehn Minuten des Ruhmes" von Andy Warhol. Um sicherzustellen, dass deine Arbeit dauerhaft ist, musst du konsequent sein. Dann machst du nicht nur irgendeinen Eindruck, sondern zeichnest dich dauerhaft durch deine Arbeit aus."

  • "Gehe über die Welt der Fotografie hinaus, habe ein breites Interesse und ein vielfältiges Netzwerk."
  • "Mische dich unter das Volk! Erstelle und präsentiere deine Geschichten. Sehe deine Arbeit als Koproduktion. Das Bild ist Teil eines größeren Ganzen, es ist Teil des Diskurses."

Als Fotograf wird man plötzlich zu einem Unternehmer mit Kunden. Wie geht man damit richtig um?

  • "Seie diszipliniert. Als Profi musst du Vereinbarungen einhalten, pünktlich und zuverlässig sein."
  • "Schauen dir über die Aufgabe hinaus. Bei mir bekommt ein Kunde nicht, was er will, sondern was er braucht. Ein Kunde beginnt mit einer Frage und gibt Beispiele dafür, was daraus werden könnte. Höre dann auch genau zu, stelle immer wieder Fragen und kommt gemeinsam zum Kern. Letzteres ist eine wichtige Phase in der schöpferischen Arbeit."
  • "Du musst wissen, dass du immer nein sagen kannst. Einige Nachwuchsfotografen übernehmen Aufträge, die nicht zu ihnen passen. Mache das nicht. Du musst Bilder erstellen, hinter denen du stehst. Du musst dich frei fühlen können, um das zu tun, was du für richtig hälst. Andernfalls gebe den Auftrag zurück."

Hast du noch einen Extra-Tipp im Angebot? Was macht den Beruf so lebendig?

  • "Vergesse nicht, dir auch andere Disziplinen anzuschauen. Ich selbst bin natürlich ein Befürworter und Liebhaber der crossmedialen Arbeit. Derzeit arbeite ich viel mit Theatermachern wie Lucas de Man und Rashif El Kaoui. Jede Disziplin kann die anderen stärken. Es ist wunderbar, dass man sich als Mensch auf so viele Arten ausdrücken kann. Gehe offen an einen Auftrag heran und lasse der Kreativität freien Lauf."

Equipment

Ahmet Polat verwendet für seine Fotos das folgende Equipment: eine Canon RF 85mm F/1.2L USM und eine Canon RF 50mm F/1.2L USM.

Canon EOS R Gehäuse

Mit dieser Vollbild-Systemkamera mit 30,3 Megapixeln kannst du die schönsten Details fotografieren und filmen. Ausgestattet mit einem superschnellen Autofokus und einer brandneuen Canon RF-Halterung.

Hier ansehen

Canon RF 85mm F/1.2L USM

Dieses extrem lichtstarke Porträtobjektiv zeichnet sich durch sein optisches Design aus und es bietet einen superschnellen, fast geräuschlosen Autofokus. Ausgestattet mit dem innovativen Control Ring.

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Canon RF 50mm F/1.2L USM

Dieses extrem lichtstarke 50-mm-Objektiv zeichnet sich durch sein optisches Design aus und es bietet einen superschnellen, fast geräuschlosen Autofokus. Ausgestattet mit dem innovativen Control Ring.


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