Interview mit der Mode-, Musik- und Werbefotografin Yvette de Wit

Yvette de Wit

Yvette de Wit ist eine niederländische Mode-, Musik- und Werbefotografin mit einer Leidenschaft für analoge Fotografie. Sie fotografiert in der Regel sowohl analog als auch digital, aber die analogen Fotos bezeichnet sie als echte Geschenke. "Bei der analogen Fotografie strebt man nicht nach digitaler Perfektion", erklärt sie. In den letzten Jahren hat sie u.a. für Disney, Aperol Spritz, Red Bull und Lipton Ice Tea gearbeitet. Seit kurzem ist sie auch Botschafterin für Kamera Express. Yvette erzählt gerne mehr über ihre Leidenschaft für die (analoge) Fotografie und hat natürlich auch ein paar Tipps parat.

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"Fotografie ist meine Leidenschaft. Es fühlt sich nicht wie mein Job an, sondern wie eine Erweiterung meiner selbst."

Mode, Werbung und Porträtfotografie

"Wenn das Licht genau richtig ist, ich das richtige Objektiv verwende und im perfekten Moment den Auslöser drücke, bekomme ich einfach Gänsehaut. Manchmal erschaffe ich ein Bild, von dem ich denke: Wow, das ist noch cooler als erwartet." Sie könnte diese Arbeit für immer tun. "Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich diese Arbeit mit so vielen netten Menschen machen darf." Sie erzählt, dass sie in den letzten Jahren unter anderem für Disney, Bjorn Borg, Aperol Spritz, Kapten & Son, Elle und Cosmopolitan gearbeitet hat.

Schon von klein auf an der Fotografie interessiert

Yvette hat in den letzten Jahren hart gearbeitet, um dorthin zu gelangen, wo sie jetzt ist, aber ihr Interesse an Fotografie bestand schon seit ihrer Kindheit. Ihr Vater ist professioneller Fotograf und während ihrer Kindheit war sie von Fotografie, Ausstellungen und Fotostudios umgeben. "Er riet mir davon ab, Fotografie zu studieren, weil es schwierig ist, daraus eine Vollzeitbeschäftigung zu machen, und man auch viel selbst lernen kann. Es war dann mein Weg und meine Entscheidung, Vollzeitfotografin zu werden." Sie beschloss, Werbung an der Kunsthochschule Willem de Kooning in Rotterdam zu studieren. Während ihres Studiums begann sie bereits als Fotografin zu arbeiten. "Es war damals noch ein Nebenjob, aber ich habe regelmäßig bei Musikveranstaltungen fotografiert und mein Netzwerk aufgebaut."

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Nach ihrem Studium arbeitete sie unter anderem als Art Director in einer Werbeagentur in Singapur. "Mit der Zeit merkte ich, dass ich mehr Freiheit in meiner Arbeit brauchte. Jemand anders bestimmte, wann man aufstand und arbeitete." Sie reiste eine Weile durch Asien und Australien und begann mehr zu fotografieren. "Ich habe damals viel für Immobilien und Modelabels fotografiert. Ich habe wirklich die Freiheit der Fotografie gespürt." Mit der Zeit kehrte Yvette wieder in die Niederlande zurück mit der Absicht, ihr normales Leben wieder aufzunehmen. "Einmal in den Niederlanden merkte ich, dass ich keine Lust hatte, wieder für einen Chef zu arbeiten. Das Fotografieren lief super gut, also dachte ich mir: Ich gehe dafür. Ich werde Vollzeitfotografin."

 

 

Mode- und Porträtfotografie

Als sie in den Niederlanden war, fotografierte sie unter anderem die Musikindustrie. "Ich habe DJs, Musikfestivals und Konzerte fotografiert." Hier lernte sie zum Beispiel, wie man mit (schwachem) Licht umgeht und schnell umschalten kann. "So habe ich angefangen, aber jetzt habe ich mich mehr auf die Mode- und Porträtfotografie spezialisiert." In den letzten Jahren hat Yvette unter anderem für Red Bull, das Anne Frank Haus, Lipton Ice Tea und Heineken gearbeitet. "Ich finde, dass es mir Spaß macht, bei der Vorbereitung mitzudenken, aber manchmal ist es auch schön, die Inspiration während des Shootings einfach kommen zu lassen. Man kann nicht bei jedem Kunden mitdenken, aber es ist auch schön, diese Zeit zu haben." Für das Anne Frank Haus hat sie zum Beispiel die persönlichen Geschichten von fünf Menschen festgehalten, die mit Intoleranz zu kämpfen haben. Dazu gehörte das Fotografieren eines Flüchtlings, eines jüdischen Mädchens und einer Trans-Person. "Damals habe ich auch viel analog fotografiert. Sie haben nicht danach gefragt, aber ich habe das selbst ausgefüllt. Sie haben mich durch den ganzen konzeptionellen Prozess geführt. Davon habe ich eine Menge gelernt." Sie lernte auch viel, als sie ihr eigenes Studio baute. Vor drei Jahren hat sie eine Kirche in ein Atelier umgewandelt. "Es ist wirklich ein Spielplatz für kreative Menschen", sagt sie. Sie erklärt, dass Fotografie aus mehr als nur dem Fotografieren besteht. "Du brauchst auch ein Netzwerk, und soziale und unternehmerische Fähigkeiten sind genauso wichtig." Mit ihrer Kirche baute sie ein Netzwerk auf und lernte auch, mit anderen Disziplinen zusammenzuarbeiten. "So bin ich mit Künstlern in Kontakt gekommen und habe angefangen, meine eigene Arbeit zu übermalen. Es wäre cool, wenn ich irgendwann mehr solche Kunstdrucke machen würde."

Sie beschäftigte sich auch mit analoger Fotografie. "Ich habe die analogen Kameras meines Vaters bekommen und wollte mehr mit ihnen machen", sagt sie. So begann sie, das Nachtleben mit analogen Kameras zu fotografieren. Auch zu ihren Shootings nahm sie zunehmend eine analoge Kamera mit. "Ich habe gemerkt, dass die analogen Fotos ein Geschenk sind, wenn ich digital und analog nebeneinander fotografiere." Sie erklärt, dass das an dem Gefühl der analogen Fotografie liegt: Du schießt ein Bild, ohne das Ergebnis sofort zu sehen. Es ist eine Überraschung, wie analog die Fotos am Ende sind. "Bei der analogen Fotografie strebst du nicht nach digitaler Perfektion", sagt sie.

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Digital oder analog?

Sich zwischen analoger und digitaler Fotografie zu entscheiden, kann und will sie nicht. "Die digitale Fotografie hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin, aber ich liebe es auch, eine Rolle Film zu knipsen. Ich finde, analog und digital ergänzen sich gut." Sie erklärt, dass digitale Geräte natürlich Dinge tun können, die analoge Kameras nicht können. "In dieser Hinsicht ist die analoge Fotografie manchmal ein bisschen unberechenbar. Das macht es auch für einen professionellen Fotografen schwierig, komplett analog zu fotografieren." Deshalb fotografiert sie regelmäßig sowohl digital als auch analog: "Man kann die Farben dann sehr gut nebeneinander stellen. Analoge Fotos haben immer noch eine ganz besondere Ausstrahlung. Die Farben sind wunderschön und das Gefühl ist authentisch."

Yvette würde ihren Stil als intim, authentisch, spontan, kraftvoll und farbenfroh beschreiben. Sie erklärt, dass sie glaubt, dass die Nachbearbeitung deinen Fotostil bestimmt. "Durch die Bearbeitung von Fotos kannst du auch deinen eigenen Stil oder den deines Kunden stärker betonen. Ein RAW-Foto kann ganz anders aussehen als nach der Bearbeitung." Und das ist manchmal ganz schön knifflig. "Ich kann manchmal Stunden für eine Bearbeitung brauchen", sagt sie. Analoge Bilder bearbeitet Yvette nicht. "Die Farben von analogen Fotos sind wirklich schön, das sollte man nicht bearbeiten wollen. Also tue ich das nicht." Wenn du analog fotografierst, lernst du, wie du deine Kamera richtig einstellst. "Du gehst wirklich zurück zu den Grundlagen und bekommst ein besseres Gefühl für die Einstellungen." Die Zeit, die du in die Einstellungen investierst, spiegelt sich im Endergebnis wider, wenn die Bilder entwickelt werden.

Ausrüstung

Yvette hat eine Menge verschiedener Ausrüstungen, aber meistens benutzt sie ihre Canon EOS R5. Außerdem sind ihre Lieblingsobjektive für Porträtaufnahmen das 50- und das 85er. Außerdem hat sie immer ein Reinigungsset, einen Reflexionsschirm, einen Kameragurt und eine Objektivschelle dabei.

Canon EOS R5 met RF 50mm

Canon EOS R5 mit RF 50mm

Reflectieschermen

Reflektorschirme

Camerariem

Kameragurte

Cleaning kits

Reinigungs-sets

Tipps

Willst du selbst mit der (analogen) Fotografie anfangen? Dann solltest du unbedingt diese Tipps von Yvette lesen:

1. Einfach weiter fotografieren. "Du kannst immer fotografieren, egal welche Kamera du hast. Beginne mit den Grundlagen und vertiefe dich in die Technik. Und dann fang einfach an, Fotos zu machen. Lass dich nicht von der Ausrüstung täuschen, das kommt schon noch. Die Technik wird auch kommen, aber durch das einfache Tun lernst du mehr."

2. Finde Themen, die dich interessieren. "Wenn du etwas fotografierst, das dir gefällt, wirst du das auch in deinen Fotos sehen. Wenn du damit anfängst, kannst du anfangen zu experimentieren. Viele Menschen müssen eine Schwelle überschreiten, um einfach anzufangen. Fang also mit etwas an, das du magst, dann überschreite die nächste Schwelle und fordere dich selbst heraus."

3. Mache Kurse. "Indem du Kurse und Weiterbildungen besuchst, kannst du dein Wissen erweitern. Dadurch bringst du deine Fotografie wirklich auf ein höheres Niveau. Während eines Kurses oder einer Weiterbildung kannst du auch Feedback vom Dozenten einholen. Durch das Feedback anderer wird deine Arbeit besser."

4. Finde deinen eigenen Stil. "Indem du experimentierst, kannst du deinen eigenen Stil finden. Das wird dir auch helfen, deine Spezialisierung zu entdecken und dich besser zu präsentieren."

Yvettes Arbeit

Website: www.yvettedewit.com

Instagram: @yvettedewit